4 Jahre Selbstständigkeit Teil I
Welch Euphorie offizielle Dokumente auslösen können.
* Wenn du bereits seit 2019 meine BriefreundIn bist, wirst du diesen Text bereits aus dem Newsletter vom 02.08.2019 kennen:
Vor 4 Jahren habe ich mein Gewerbe angemeldet und damit den Grundstein für meine Zukunft als Selbstständige gelegt. Gern möchte ich dich mit auf die Reise nehmen, dir von meinen Anfängen berichten, dich aus meinen Fehlern lernen lassen und dir Tipps für deine eigene Selbstständigkeit geben.
Darf ich mit meinem Hobby Geld verdienen? Was ist, wenn mich jemand nicht bar bezahlt, sondern mir das Geld auf mein Konto überweist? Was ist, wenn jemand eine Rechnung dafür möchte? Darf ich das alles – so ganz unoffiziell?
2015 schwappte der Kalligrafie Trend aus den USA nach Deutschland, erreichte auch mich über Instagram & Pinterest und war der Auslöser für meinen Griff zur Feder. Hatte ich da nicht noch ein altes Mäppchen von meinem Papa mit Federn und Tusche? Gesucht, gefunden, getestet – verzweifelt. Die ersten Versuche waren eine absolute Katastrophe. Aber ich blieb dran, besorgte mir entsprechende Materialien (Die Recherche erforderte damals einiges mehr an Aufwand) aber irgendwann klappte es. Ich schrieb erste Karten für Familie und Freunde. Postet ein paar Bilder auf Instagram und die ersten Anfragen ließen nicht lang auf sich warten. Meine Motivation war groß und ich wusste, wenn ich es will, kann ich damit auch Geld verdienen.
Einladungen, Menükarten, Namenskärtchen, Geschenkanhänger .. Das Interesse wächst. Es war an der Zeit mich über die Gesetzmäßigkeiten zu informieren. Was darf ich wie, wo verdienen? Was muss ich beachten? Wo finde ich einen Ansprechpartner?
Mein Freund/Feind Google half mir bei der Recherche. Doch von der Masse an Informationen fühlte ich mich erschlagen. Ich pickte mir dann aus all den Artikeln die Informationen, die scheinbar passen würden.
Ich eröffnete ein Profil bei Dawanda und bot meine Arbeiten zum Verkauf an. Doch so richtig wohl fühlte ich mich nicht. Darf man wirklich einfach so Geld verdienen? Ich googelte weiter mit dem Ergebnis:
Gewerbeanmeldung, Kleingewerbe
gelesen, getan.
So stand ich am 04.08.2015 im Rathaus unserer Stadt mit dem Vorhaben, ein Gewerbe anzumelden. Dazu gehörte nicht viel. Firmenname, Adresse, Art der Tätigkeit, Nebenerwerb ja/nein, Art des Betriebes, Anmeldung check.
Es folgte die Rechnung in Höhe von 30€ und ein Brief vom Finanzamt mit meiner Steuernummer.
Welch Euphorie solche offiziellen Dokumente auslösen können.
Ich war hochmotiviert und wusste – ganz oder gar nicht. Ich brauche eine eigene Homepage, Visitenkarten, Logo, Flyer, Verpackung – ALLES! Es vergingen Nächte um Nächte. Ich recherchierte, gestaltete neue Produkte, testete verschiedene Websiteanbieter, verwarf eine Logovariante nach der nächsten.
Anfängerfehler. Ich wollte alles auf einmal und vergaß dabei das Wichtigste.
Auf dem Ordnungsamt fragte mich die Dame was ich denn verkaufen werde. Ich stammelte irgendwas zusammen. Von Einladungen über Tischdekoration zu Postern. Es war, als würde ich all das aufzählen, was ich bei anderen – meinen MitstreiterInnen, welche bereits am Markt waren – gesehen hatte. Wenn sie das verkaufen können – kann ich das doch auch!?
Aber habe ich nicht soeben Mein eigenes Gewerbe angemeldet? Sollte es hierbei nicht eigentlich um Mich gehen? Um das, worin ich richtig gut bin? Was mich und meine Arbeit auszeichnet? Und wofür ICH so richtig brenne?
Wer bist Du? Wofür stehst Du mit deiner Arbeit? Und was unterscheidet dich von deiner Konkurrenz?
Egal an welchem Punkt du gerade mit deiner Idee oder deinem Unternehmen stehst – nimm dir die Zeit um diese Fragen zu beantworten. Solang du nicht weißt wofür du stehst und was dich von all den anderen unterscheidet, wirst du irgendwo dazwischen herumschwirren. Doch du willst mit deiner Einzigartigkeit herausstechen und für deine Kunden sichtbar werden.
Ich habe ein paar weitere Fragen für dich vorbereitet. Schreibe sie dir auf und beantworte sie am besten handschriftlich. So gibst du deinen Worten noch mehr an Bedeutung. In Gedanken kann man den Fragen schnell aus dem Weg gehen, doch auf dem Papier entsteht eine Lücke, die wir füllen möchten.
Was ist deine Mission? Worum geht es? Was machst du? Was können deine Kunden erwarten? Welche Probleme löst du für deine Kunden? Wofür möchtest du bekannt sein?
Du musst wissen, worum es bei deinem Projekt, deinem Produkt, deiner Dienstleistung – deinem Geschäft geht. Wenn du all das weißt, verfügst du über ein solides Fundament, auf welchem du nun alles weitere aufbauen kannst.
Im nächsten Beitrag erzähle ich dir, wie ich zu meinen ersten Aufträgen gekommen bin und was ich heute anders machen würde. Schließlich lerne ich täglich dazu und möchte meine Erfahrungen gern mit dir teilen.
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